Ausbildungstagebuch 13
Es gab jetzt etwas länger kein Update mehr zu Bobby. Das hat den einfachen Grund, dass in den letzten Monaten nichts außergewöhnliches passiert ist, weil es auch das zweite Mal nicht mit der Reitbeteiligung geklappt hat und ich Bobby alleine zu Hause trainiert und bewegt habe in letzter Zeit.

Warum es mit den Reitbeteiligung bei uns nicht klappt
Bobby ist ähnlich wie Laser ein sehr unsicheres und feinfühliges Pferd. Man darf nicht vergessen, er kommt aus dem Tierschutz, hat in seinem kurzem Leben schon ein paar "Besitzer" durch. Man weiß nicht so genau was er alles durchgemacht hat. Fakt ist, dass er mit Personen die ihm nicht genug Sicherheit geben nach einer gewissen Zeit sehr ängstlich und nervös wird. Er beginnt dann sich immer öfter und an vielen Punkten rund um unseren kleinen Reitplatz fest zu glotzen und generell in den Flucht- und Angstmodus zu schalten. Ein Verhalten, dass er stark verankert hat. Auch wenn ich ihn reite, kann dies durchaus passieren. Mittlerweile habe ich schon etwas meine Routine gefunden ihm da durch zu helfen. Bei ihm hilft einfach korrektes aber sensibles Weiterreiten und Ignorieren seiner Glotzigkeit bzw das Akzeptieren das er die Stelle im Moment einfach gruselig findet. Dabei muss man aber locker bleiben und ihm am vorbeireiten dennoch die Chance geben das Furchtobjekt im Auge zu behalten. Wiederholungen und viel Lob mindern das Problem. Ich habe schon verschieden andere Ansätze ausprobiert, zb ihn das Objekt mehrmals besichtigen zu lassen. Auch an der Hand. Spezielles Schrecktraining usw. Aber all das hilft nicht wirklich weiter. Dieses gefühlvolle Überrreiten bedingt aber, dass man ihn mit Sitz und Bein gut einrahmen kann damit man vorne locker lassen kann, sodass er eben das Gefühl hat nicht vorbei gezwungen zu werden und eben noch einen Blick auf sein Schreckensobjekt werfen kann. Leider konnten beide Reitbeteiligungen ihn nicht gut genug über den Sitz reiten, sodass dies möglich gewesen wäre. Die Bereitschaft daran zu arbeiten, vor allem am korrekten Reiten und Sitz erstmal mit Reitunterricht auf Bobby selber war bei beiden Mädchen leider nicht wirklich vorhanden, bzw die Einsicht, dass es eben nicht mit 3-4 Reitstunden abgetan ist, sondern dass es halt ein langer Prozess ist ordentlich reiten zu lernen. Man hatte sich vorgestellt einfach so reiten zu können wie man gerade möchte. Da beide Mädchen aber minderjährig sind, war mir das Ganze schlussendlich zu gefährlich und auch nicht fair gegenüber Bobby. So kam es dann jedes Mal dazu, dass das Ganze wieder beendet wurde. Aufgrund dieser Erfahrungen habe ich beschlossen vorerst keine weitere Reitbeteiligung für ihn zu suchen.
Wie geht es weiter?
Ich habe in den letzten Wochen immer wieder sehr stark gegrübelt wie ich Bobby vernünftig arbeiten kann in Zukunft. Mit seinen 1,28 Stockmaß ist er natürlich für mich nicht das best geeignetste Reitpferd, obwohl er natürlich mit seinem sehr stämmigen Körperbau einiges wieder aufwiegt. Es war aber auch nie der Plan ihn als zweites Reitpferd zu haben. Ich hätte insgeheim gehofft, dass er den einen oder anderen cm größer wird und das es mit einer Reitbeteiligung klappen wird. Beides ist leider nicht eingetreten. Das Leben ist kein Wunschkonzert. Ein Fahrpony draus machen? Wäre natürlich möglich, aber ich fahren nicht. Und ich habe es auch in nächster Zeit nicht vor. Unser Gelände rund herum lädt auch nicht wirklich dazu ein. Vielleicht sehe ich die Sache in ein paar Jahren anders, wer weiß. Im Moment gibts einen Mix aus Arbeiten vom Boden sowie kurze Reiteinheiten zu Hause auf unserem Platz oder mal auf der Wiese. Ziel wäre auch mit ihm vielleicht ab und zu auf die Vereinsanlage runter zu fahren um ihn dort auf größerem Platz auch das eine oder andere Mal etwas zu reiten. Ich träume trotz alledem immer noch davon, irgendwann eine geeignete Person zu finden, die mich in der Arbeit mit ihm unterstützt, aktiv suchen möchte ich im Moment allerdings nicht. Vielleicht tut sich irgendwann durch Zufall was Passendes auf. Unsere Ponybereiterin, die uns in der Vergangenheit auch immer mal wieder unterstützt hat, ist mittlerweile zur Ausbildung weggezogen. Das eine oder andere Wochenende gehen wir aber gemeinsam ausreiten was immerhin schon eine kleine Entlastung ist und Bobby natürlich auch gut tut. Wir werden erstmal so weiter arbeiten und schauen was die Zukunft bringt. Ich habe nur manches Mal ein schlechtes Gewissen weil ich das Gefühl habe, dass der kleine Mann phasenweise einfach zu kurz kommt weil ich natürlich nicht Zeit in Überfluss habe und mich in erster Linie auf Laser konzentriere. Es tut mir einfach total leid, dass für ihn oft nicht so viel Aufmerksamkeit übrig bleibt und oft fühle ich mich schlecht dabei. Andererseits geht es ihm glaube ich so ganz gut und er ist in Großen und Ganzen zufrieden. Aber er würde sich natürlich über noch mehr Aufmerksamkeit auch freuen, keine Frage.
Ich versuche mir für die nächsten Monate vorzunehmen ihn regelmässig auch in kurzen Einheiten zu reiten und weiter zu fördern, so gut es mir selber möglich ist. Eigentlich ist er mit der Grundausbildung erstmal soweit fertig. Er läuft durchaus passabel unter dem Sattel. Im Springen bräuchte er natürlich noch etwas Schliff. Ich versuche mich ab und zu in etwas sehr niedriger Springgymnastik mit ihm. Beim Ausreiten ist er sehr artig und zuweilen durchaus mutig. Somit haben wir glaube ich bis jetzt einen durchaus guten Job gemacht und es wäre schade ihn jetzt nicht weiter zu fördern. Mir schweben ein paar Dinge vor, die ich gerne mit ihm machen würde, ich weiß nur nicht ob ich es im Winterhalbjahr schaffe, weil da einfach noch weniger Zeit und Ruhe ist für alles.
