Der Trainer- Oder der, der mir sagt wie ich da oben rumzupfen muss

25.05.2020

Die Corona Krise hat so manche Pferdebesitzer vor unüberwindbare Probleme geführt. Es war einige Wochen nicht möglich Unterricht zu nehmen. Bei manchen schien dies zu großen Problemen zu führen, es musste Unterricht mit Videokonferenz her weil es scheinbar nicht möglich war ohne Trainer zu reiten.

Ich gebe zu, gerade wenn man ein junges Pferd hat oder ein Problempferd ist es echt eine Herausforderung einige Wochen ohne Unterstützung zu überbrücken. Entweder man arbeitet trotzdem alleine weiter, oder man beschließt die Arbeit mit dem Pferd erstmal auf Eis zu legen. Mir ging's mit Laser am Anfang unserer Reitkarriere ähnlich. Ich wollte anfangs auch bei jeder Reiteinheit Unterstützung meiner damaligen Trainerin weil sie mir Sicherheit gegeben hat. Meine Trainerin hatte aber nicht immer Zeit, somit musste ich dann bald lernen auch alleine zu reiten. Natürlich kommt man mit einem jungen Pferd schneller voran wenn man regelmässig Unterricht hat. Das hat mich dann dazu bewogen Trainer zu wechseln weil meine frühere Trainerin einfach irgendwann zu wenig Zeit hatte und ich nicht zufrieden über den Fortschritt unserer Arbeit war. Zu unregelmässig waren die Unterrichtseinheiten und zu sprunghaft war dann der Unterricht weil die Trainerin oft in der Zwischenzeit vergessen hatte was wir eigentlich in den nächsten Einheiten erarbeiten wollten. Wir haben einmal das angefangen, dann wieder was anderes sozusagen. Der rote Faden hat gefehlt. 

Trainer gibts wie Sand am Meer

Gerade in unserer Gegend kann man gut aus dem Vollen schöpfen. Der neue Trainer erschien mir anfangs gut, aber schon bald stellte sich Stagnation und Widerwillen bei Laser ein. Die Anlehnung wollte und wollte nicht zustande kommen. Ich hab dann schlichtweg die Bremse gezogen und eine Trainerauszeit genommen sozusagen. Ich habe dann einen Profi einige Male reiten lassen anstatt mich selber länger rumzuquälen im Unterricht. Das war sicher unser Durchbruch. Ich wollte danach eigentlich wieder mit Unterricht bei dem Trainer beginnen hab mich dann aber dagegen entschieden weil ich einfach noch die Szenen von vor dem Beritt im Kopf hatte und das Gefühl, dass es einfach nicht passt für uns. Ich bin dann eine Zeit lang alleine ohne Unterricht weitergeritten. Hab dabei enorm viel gelernt. Nachdem der Profi Laser geritten ist fühlte sich Laser ganz anders an. Ich hab das erste Mal eine Gefühl dafür bekommen wie es sich anfühlen muss wenn sie richtig läuft.

Selbst ein Gefühl bekommen

Ich glaube es ist enorm wichtig, dass man selber ein Gefühl dafür bekommt wie es sich anfühlen muss wenns richtig ist. Wenn das Pferd losgelassen und locker unter einem läuft. Wenn es wirklich an den Außenzügel geritten ist und korrekt gestellt und gebogen. Ich weiß nicht ob es Trainer gibt, die einem das wirklich lernen, dass man auch selber ein Gespür bekommt. Die meisten geben jede Menge Anweisungen die man versucht zu befolgen. Vor lauter Konzentration auf diese Anweisungen vergisst man aber einfach nur zu fühlen. Sich zu merken wie es sich anfühlt wie das Pferd gerade läuft. Ich glaube, dass muss man sich am besten selber erarbeiten. Ich hatte auch oft das Gefühl: Der da unten in der Mitte steht hat gut reden. Bei mir hats oft gedauert bis ich mit Laser genau die Dinge korrekt reiten konnte die gefordert wurden weil es einfach an den Grundlagen gehapert hat und schlichtweg die Lektionen die im Unterricht gefordert wurden daher nicht korrekt ausgeführt werden konnten weil es einfach an der Basis gefehlt hat und der Reitlehrer dies aber nicht erkannt hat. Natürlich muss man sich auch an Dinge rantasten, die noch nicht perfekt funktionieren, sonst kommt man nie weiter. Aber ein guter Reitlehrer muss sehen wo es grundlegend hapert. Laser hatte lange Zeit Probleme auf der linken Hand. Sie wollte sich nicht stellen und biegen lassen. Sie war einfach extrem schief. Leider ist keiner der Trainer auf das Korrigieren dieser extrem vorhandenen Schiefe weiter eingegangen. Angestanden sind wir dann beim Galopp. Das korrekte links angaloppieren war schlichtweg nicht möglich. Erst der Bereiter hat diese Schiefe dann begonnen zu korrigieren wodurch es dann auf einmal möglich wurde sie links richtig anzugaloppieren und auch links zumindest etwas zu stellen und zu biegen. Erst so konnten wir dann vernünftig anfangen weiterzuarbeiten auch auf der schlechten linken Hand. Hätten wir mit dem Trainer so weiter gearbeitet wie vorher wärs wahrscheinlich noch ewig nichts geworden. Rückblickend kann man immer leichter Fehler analysieren.

Wie erkennt man einen schlechten Trainer?

  • Der Trainer ist nicht bereit auf die Pferd- Reiter Paarung individuell einzugehen und die Defizite beider zu erkennen und darauf einzugehen. Er macht Standartunterricht für alle gleich. Eine halbe Stunde auf der großen Tour im Trab hat schließlich noch keinem geschadet.
  • Die beste Freundin die schon mal auf einem gut ausgebildeten Pferd an einer A Dressur teilgenommen hat ist ebenfalls nicht unbedingt immer dafür geeignet einen sinnvollen Unterricht zu geben.
  • Der Trainer, der sagt, dass er ein junges total umausbalanciertes Pferd in 8 Wochen A fertig macht, hat die Pferdeausbildung auch nicht verstanden.
  • Der Trainer der dir alle 5 Sekunden Anweisungen gibt an welchem Zügel du grade ziehen sollst und mit welchem Schenkel du grade wohin klopfen sollst. Zwischendurch musst du die Fäuste aufstellen, die Schultern zurücknehmen und ach vergiss nicht zu atmen. Blöd ist nur wenn dein Trainer mal nicht kommen darf. Dann wirst du erkennen, dass du doch selber gar nicht reiten kannst! Du hast immer nur das gemacht, was dir dein Trainer gesagt hat. Blöd wenn dann statt dem Trainer der Coronavirus kommt. Der sagt nämlich nicht an welchem Zügel man ziehen soll.
  • Ein Reitlehrer der ständig den Sitz des Reiters korrigiert, während der sich verzweifelt auf seinem total unausbalancierten und im Rücken festen Pferd versucht auszubalancieren und den Anweisungen des Reitlehrers zu folgen. Multi Tasking Fähigkeit bekommt dabei eine neue Bedeutung.

Wie erkennt man einen guten Trainer

  • Er schlägt eventuell die Hände über dem Kopf zusammen wenn er dich das erste Mal auf dem Jungpferd sieht und murmelt was von Großbaustelle sowie unter als auch auf dem Sattel. War wahrscheinlich die beste Reitlehrerin die ich je hatte. Leider nur ein halbes Jahr. Trotzdem wars Wahnsinn was ich in dem halben Jahr verglichen zu meinem ganzen Reiterleben gelernt habe. Das war vor Lasers Zeit. Leider ist sie dann weggezogen. Ich denke, ich konnte etwas restauriert werden und gehe hoffentlich nicht mehr ganz als Großbaustelle durch.
  • Ein guter Trainer orientiert sich nach dem wahren Ausbildungsstand von Pferd und Reiter und nicht nach den Phantasien des Reiters.
  • Der Unterricht richtet sich nach anatomischen Grundsätzen.
  • Es werden immer wieder neue Aufgaben geritten. Man sieht einen Trainingserfolg.
  • Das Pferd läuft nach den Stunden besser als zuvor und nicht umgekehrt. Auf einmal klappen Dinge von denen man nicht geglaubt hätte dass sie jemals klappen würden.
  • Das Pferd läuft zufrieden in den Stunden

Es ist beileibe nicht einfach einen guten Trainer zu finden. Davon gibts leider nicht so viele wie Sand am Meer. Ich habe einiges durch in meinem Reiterleben vor und mit Laser. Mittlerweile verzichte ich lieber mal eine Zeit lang auf Unterricht wenns kein guter ist. Ein Jungpferd oder ein unausgebildetes Pferd lässt sich leider trotzdem nicht alleine ausbilden. Die ersten Monate und Jahre der Ausbildung ist es unerlässlich einen kompetenten Trainer zur Seite zu haben der weiß auf was es ankommt und der erkennt woran es noch hapert und wo die Schwerpunkte in nächster Zeit gelegt werden müssen.