Generelle Überlegungen im Vorfeld
Es hat nicht jeder das große Glück sein Pferd in Eigenregie zu halten. Die Chance vorhandene Ställe oder Stalltrakte zu pachten hat man selten. Wenn man zu Hause dann nicht die Möglichkeit hat was zu bauen wird es dann schon schwierig mit der Haltung in Eigenregie.
Ich habe trotz der vorhandenen Möglichkeit lange überlegt diesen Schritt zu gehen. Eigentlich wollte ich es ursprünglich gar nicht. Es war immer so quasi der letzte Ausweg für mich. Der Grundgedanke sein Pferd in Vollpension stehen zu haben ist ja prinzipiell durchaus verlockend. In einem wirklich guten Stall hat man das Paket rundum sorglos. Man braucht sich um nichts zu kümmern, braucht nicht arbeiten. Man kommt nur um das Pferd zu versorgen und zu reiten. Man zahlt monatlich die Miete und hat oft eine gute Reitinfrastruktur dabei. Durchaus verlockend.
Leider sind bei uns die wirklich guten Ställe langsam rar. Zumindest bieten sie nicht die Rundumversorgung die ich mir gerne wünschen würde. Ich bin mir der Heuqualität in den Pensionsställen nicht mehr zufrieden (sowohl im jetzigen als auch im alten Stall). Staubiges Heu macht Pferde auf lange Sicht krank. Ich möchte nicht das Risiko eingehen, dass Laser ein Lungen- oder Verdauungsproblem bekommt. Die langen Fresspausen im Winter hatten wir auch in beiden Ställen immer wieder. Das schlägt sich auf den Magen und führt auch zu einem kranken Pferd.
Spätabends nach einem anstrengenden Arbeitstag bevor man sich aufs Pferd schwingt noch misten zu müssen weil es nicht ordentlich erledigt wurde, obwohl man dafür viel Geld ausgibt, macht mich außerdem wütend. Vor allem dann, wenn es wirklich mehrmals die Woche ist. Ja das Misten von 40 Boxen ist aufwändig. Das Misten ist nicht unbedingt eine selbstverwirklichende Tätigkeit. Arbeitskräfte die bereit sind zu misten sind schwer zu bekommen. Die Preise für die Stallmiete sind in den letzten Jahren schon ganz schön angestiegen und werden angesichts der derzeitigen Lage weiter rasch ansteigen. Steigende Preise und nachlassender Service ist für mich als Pferdeeinsteller eine nicht zufrieden stellende Kombination. Trotzdem können viele Pferdehalter dem Teufelskreis nicht entfliehen. Es mag andere Ställe geben wo zumindest die Leistungen aufrecht erhalten bleiben aber die Kosten angehoben werden. Wir haben aktuell beides, steigende Kosten und Reduzierung der Leistungen.
Ich bin eine der Glücklichen, die sich aus dieser Lage befreien kann. Ich habe die Möglichkeit mein Pferd zu Hause in Eigenregie zu halten. Ich kann zu Hause meine Fütterung und Haltung in Zukunft selber bestimmen. Das Alles kostet genauso Geld das wir jetzt in die Errichtung des Stalles samt Auflaufes stecken und es wird mich in Zukunft viel Zeit und Arbeit kosten alles in Schuss zu halt. Aber ich kann es immerhin so machen wie ich es für richtig halte.

Viele Überlegungen standen am Anfang meiner Planung.
- Haltung generell:
Bauen wir einen neuen Stall oder bauen wir einfach nur Boxen irgendwo in ein vorhandenes Gebäude? Für mich war von Anfang an klar, dass ich einen Neubau anstrebe und zwar so, dass es arbeitswirtschaftlich einfach geregelt ist. Für mich wären Boxen in einem vorhandenen Gebäude nur eine Notlösung gewesen. Die Pferde jeden Morgen mit dem Halfter aus den Boxen holen zu müssen und auf den Auslauf oder die Weide zu bringen ist einfach mühsam wenn man morgens ohnehin schon im Stress ist (Stallarbeit bei den Rindern, der Hund will auch seine Geschäfte erledigen, pünktliches Erscheinen in der Arbeit). Zudem kenne ich unsere vorhandenen Gebäude. In Sachen Luft und Licht werden sie einer modernen Pferdehaltung nicht gerecht. Zum Glück sind die vorhandenen Gebäude derzeit alle anderweitig in Nutzung. Somit wurde die Überlegung vorhandene Räumlichkeiten zu nutzen gar nicht sonderlich weit voran getrieben sondern die Variante Neubau relativ zügig weiterverfolgt.
Die optimale Standortwahl für den Neubau hat uns lange beschäftigt. Schließlich soll nicht zu viel wertvolle Fläche drauf gehen, zugleich soll aber genug Platz vorhanden sein alles unterzubringen was dazu gehört. Die Sattelkammer am Haus zu haben während die Pferde 50 m entfernt im Stall stehen wäre auch keine gute Lösung gewesen. Oder den Stall an einer Stelle zu bauen, wo ich dann die Pferde am Halfter auf die Weide führen muss. Ziel war es den Stall so zu gestalten, dass man einfach nur die Boxentüren/Stalltüren öffnen muss in der Früh und die Pferde raus gehen und den ganzen Tag versorgt sind mit Futter und Wasser und wenn nötig geschützt sind vom Wetter auch wenn man mal nicht zu Hause ist untertags. Dadurch hat sich eigentlich recht schnell das Konzept eines Offenstalles ergeben mit einer großen Heuraufe wo Rundballen gefüttert werden und mit Anschluss auf die Weide.
- Wieviele Pferde
Das war bis dato eines der Hindernisse warum ich nicht schon früher überlegt habe Laser in Eigenregie zu halten. Meine Meinung ist, wer vernünftige Pferdehaltung betrieben will, der braucht mindestens 3-4 Pferde. Eines alleine geht ohnehin nicht. Zwei sind auch zu wenig. Ist man mit einem unterwegs ist immer einer alleine. Außerdem kleben zwei meist so aneinander, dass man sie kaum vernünftig trennen kann. Das will ich auf gar keinen Fall. Daher war bald klar, dass es mehr wie zwei werden müssen. Drei eigene Pferde schaffe ich aus Zeitgründen mit Sicherheit nicht. Da hilft nur einen Einsteller miteinzuplanen. Etwas was ich eigentlich nie wollte. Pferdemenschen können schon sehr eigen sein. Das wissen wir alle. Wie kann man in einem kleinen privaten Stall verhindern, dass man zu viel Wechsel hat und überhaupt, wer stellt sich in einen kleinen Stall ohne Infrastruktur? Mit wem kann man? Mit wem nicht? Das waren meine Hauptgedanken. Solange bis mich die Besitzerin eines alten Wallaches im jetzigen Stall gefragt hat ob ich dann im neuen Stall zu Hause auch einen alten Wallach nehmen würde. Die Besitzerin mag ich sehr gerne, das Pferd glaube ich zumindest ist ziemlich unkompliziert. Auf einmal konnte ich mir gut vorstellen sie als Einsteller zu haben. Sie hat mittlerweile den Stallplan gesehen und ich habe ihr erklärt was ich mir in etwa vorstelle und es passt ganz gut. Sie möchte bei uns einziehen. Das dritte im Bunde wird aller Voraussicht nach ein älteres Pony sein, dass ich zur Sicherheit noch dazu kaufen möchte. Sollte mit dem Wallach was sein, der doch schon älter ist, wäre Laser nicht von einem Tag auf den anderen alleine. Ist Laser mit mir unterwegs, ist der Wallach nicht alleine. Das wäre der vorläufige Plan.
- Wo reite ich?
Ein wichtiges und schwieriges Thema ist Training und Reiten. Auch ein Thema das mich bis dato davon abgehalten hat Laser nach Hause zu stellen. Die Infrastruktur in einem Pensionsstall kann man zu Hause unmöglich verwirklichen. Es wird erstmal keinen Reitplatz geben für mich zu Hause. Der Auslauf wird aber so gebaut und gestaltet, dass zumindest ein Longieren und Bodenarbeiten möglich ist. Für das Reittraining bin ich darauf angewiesen mich wo einzumieten oder die Vereinsanlage zu benutzen, wofür ich allerdings verladen muss. Das ist die bittere Pille die ich schlucken muss für Unabhängigkeit und für eine bessere Haltung und Fütterung. Wie ich damit zu recht komme weiß ich selber noch nicht. Das gilt es herauszufinden. Ich muss das Beste draus machen. Ich denke es wird ein Prozess werden unser Training anzupassen an die neue Situation. Es wird sicherlich einiges an Zeit dauern bis ich wieder eine Trainingsroutine habe. Aber wir werden auch das schaffen. Der Optimalfall wäre, dass ich mich auf einer Reitanlage die nur ca. 1 km entfernt ist am Außenviereck einmieten kann. Für das normale Training reicht ein 40 er Viereck allemal. Im Winter wird man regelmässig verladen müssen und zur Halle fahren. Vielleicht muss man auch mal 1-2 Wochen pausieren wenn die Straßenverhältnisse ein Verladen nicht zulassen. Ich weiß es nicht und rechne mit dem Schlimmsten. Bis dato hatte ich immer Halle und Platz vor der Nase. Wenngleich die Halle im alten Stall auch nicht immer verfügbar war. Es wird sicher anders werden. Unser Training wird sicher etwas auf den Kopf gestellt werden. Andererseits habe ich dann auch neue Möglichkeiten. Des Öfteren auf der gemähten Wiese Einheiten reiten oder auf dem Stoppelfeld.