So hatte man sich das Ganze nicht vorgestellt
Wir haben die ersten Tage im neuen Stall hinter uns gebracht. Es verlief absolut nicht so wie man es gerne gehabt hätte. Es war ganz schönes Chaos die erste Woche. Schön langsam kriegen wir aber wieder eine Struktur in den Ablauf.
Was ist passiert?
Nachdem Laser und mein Einsteller Rubin am 31. August gesiedelt wurden verlief der erste Tag im neuen Stall eigentlich recht zufriedenstellend. Klar waren sie etwas aufgeregt aber das ist auch logisch. Ich habe sie vormittag aufs Paddock, abgetrennt, gestellt und dann Nachmittag sogar schon auf die Weide gelassen weil sie eigentlich recht ruhig und zufrieden waren am Paddock. Auch auf der Weide standen sie nebeneinander abgetrennt. Sie konnten jederzeit zurück in den Stall.
Am nächsten Tag war dann der erste Chaostag. Vormittag verlief noch normal. Nachmittag kam Bobby, mein Neuzugang; der kleine Tinker, mit dem großen LKW von Deutschland. Er ist total unbeeindruckt von dem Ganzen brav mit mir in den Stall in seine Box gedackelt, hat sich riesig über die Heuportion gefreut und sich sofort daran gemacht diese zu vernichten. Er war total gechillt. Eine Stunde später kam der Tierarzt weil Laser zu dem Zeitpunkt leider schon mehr als 1 Woche lahm war. Durch den ganzen Baustress hatte ich keine Zeit mich darum ordentlich zu kümmern. Ich dachte auch nicht daran dass es was Ernstes ist. Ich hab zuerst vermutet dass es wieder ein Hufgeschwürr ist und machte im alten Stall noch einen Hufverband. Leider hatte das keinen Erfolg. Mein Stammtierärztin war natürlich auch gerade noch auf Urlaub. Somit habe ich mich entschlossen einfach mal ein paar Tage abzuwarten bis nach dem Umzug. Leider wurde es nicht besser. Deswegen habe ich dann doch einen anderen Tierarzt (unseren Ersatztierarzt) geholt. Der kam eben dann am Freitag.
Ich musste Laser für die Lahmheitsuntersuchung auf hartem Boden vortraben. Wir mussten dazu aus dem Stallbereich raus auf die andere Seite der Maschinenhalle auf den Asphalt. Laser war natürlich nervös. Schließlich waren wir dort noch nie. Als wir wieder in den Stallbereich zurückkamen sahen wir, dass der Einstellerwallach Rubin total am durchdrehen war. Gott sei Dank waren seine Besitzer vor Ort und versuchten ihn zu beruhigen. Laser wurde am Auslauf longiert. Der Wallach drehte nach wie vor durch obwohl Laser ja wieder in Sichtweite war. Wir mussten eine Leitungsanästisie machen, weil wir keinen Hinweis hatten woher die Lahmheit kam. Dabei hat Laser dann irgendwann durchgedreht und hat mir die Anbinder ausgerissen weil sie sich losriss. Rubin war nach wie vor am Durchdrehen in seiner Box. Bobby stand unbeeindruckt der ganzen Geschehnisse in seiner Box und hat nach wie vor sein Heu gemümmelt. Der muss sich auch gedacht haben: Wo bin ich hier gelandet? Nur Verrückte!
Nach der Leitungsanästesie musste der Tierarzt zu einem Notfall weiter. Übrig blieben zwei verrückte Pferde, eine ungewisse Diagnose, zwei Pferdebesitzer die mit den Nerven am Ende waren und ein kleiner Tinker der ganz zufrieden war. Naja immerhin einer der zufrieden war und der ruhig im Chaos blieb.
Ich habe in dieser Nacht kaum geschlafen weil ich einfach fertig war. So hat man sich das Ganze nicht vorgestellt. Mir wurde bewusst, dass es mit dem Einstellerwallach Rubin schwierig werden könnte.
Ich habe dann am nächsten Tag Laser und den kleinen Tinker vergesellschaftet. Zuerst am Paddock, später auf der Weide. Nach einer kurzen und fairen Klärung der Rangordnung hat der Kleine das Ruder übernommen und es war bald wieder recht friedlich zwischen Laser und Bobby. Rubin war aber gar nicht erfreut über den kleinen Tinker. Die beiden tanzten nicht nach seiner Pfeife. Rubin lief zwischendurch immer mal wieder von der Weide in den Stall und wollte dass Laser und Bobby es ihm gleichtun. Das funktionierte aber nicht. Die beiden blieben auf der Weide. Alleine wollte Rubin aber auch nicht im Stall bleiben, somit lief er wie bescheuert aus und ein. Seine Besitzer haben dann begonnen mit ihm zu arbeiten weil ich auch gesagt habe, dass es möglich sein muss, dass ich mit Laser den Stall verlasse ohne dass er mir den Stall schrotet in der Zwischenzeit. Schließlich war er jetzt auch nicht mehr alleine, Bobby war ja auch da. Die nächsten Tage wurde dann fleissig trainiert. Leider gab es keine Besserung seines Verhaltens. Er wurde schon nervös wenn man Laser lediglich ein Halfter anlegte.
Das hat dazu geführt, dass die Besitzer sich dazu entschlossen haben ihn nach einer Woche wieder in den alten Stall zurückzustellen. Ich war um ehrlich zu sein nicht ganz beleidigt weil er mich wahnsinnig gestresst hat. Und er hat auch Laser gestresst. Das ist mir dann aufgefallen als Bobby da war und sie endlich nicht mehr so viel aus und ein rannte. Somit waren es nur mehr meine zwei.
Der Tierarzt kam nochmal. Wir röntgen und schallten die auffällige Stelle. Wieder kein eindeutiges Ergebnis. Der Tierarzt musste sich mit Kollegen besprechen, er war sich einfach nicht sicher was die Ursache der Lahmheit ist. Es könnte ein alter Griffelbeinbruch sein, es könnte eine Sehnenreizung des Fesselträgers sein der leicht verdickt ist. Zwei Tage später gab es dann eine "Diagnose" und einen Behandlungsplan. Es dürfte wirklich eine Griffelbeinfraktur irgendwann passiert sein. Laser hatte seit Jänner dort ein Überbein, das ich damals extra röntgen lies um abzuklären ob es gebrochen ist. Damals hieß es nicht gebrochen. Anscheinend jetzt im Nachhinein dann doch. Allerdings sind die beratenden Tierärzte der Meinung, dass es stabil wäre und man erstmal keine OP machen sollte weil eine OP ein wahnsinnig großer Eingriff wäre. Es soll erstmal die Sehnenreizung behandelt werden und dann schauen wir weiter. Wir haben vor 3 Tagen jetzt eine Eigenbluttherapie machen lassen. Außerdem kriegt sie Entzündungshemmer. Sie geht ganz normal raus weil sie mit Bobby halbwegs friedlich ist und wir gehen mittlerweile jeden Tag abends eine Spazierrunde.
Bobby ist total angekommen. Der verhält sich als ob er immer schon da gewesen wäre. Meine Nichten haben ihn schon auf Herz und Nieren auf seine Kindertauglichkeit geprüft. Diese Prüfung hat er mit Bravour bestanden. Er ist gerade extrem hinten überbaut und mitten im Zahnwechsel. Da dürfte größenmässig noch einiges kommen. Das ist auch gut so. Aktuell ist er noch sehr klein. Ich habe angefangen ihn etwas am Knotenhalfter zu arbeiten. Einfache Basics, hauptsächlich Führübungen und weichen lassen. Etwas Schrecktraining haben wir auch schon gemacht. Das können wir uns aber sparen, der kleine Herr ist sowas von gelassen. Den bringt nichts aus der Fassung. Er ist total artig wenn ich mit Laser spazieren gehe. Solange es was zu fressen gibt ist es egal wenn er kurze Zeit alleine ist. Das ist auch total super dass wir dieses Klebetrama nicht nochmal erleben müssen.
Fazit der ersten Tage: Anstrengend, viel Arbeit, viel Ärger, viel auf Tierärzte gewartet.
Langsam wird es besser. Ich finde immer mehr meine tägliche Stallroutine. Auf lange Sicht hätte ich gerne wieder eine unkompliziertes verträgliches drittes Pferd dabei. Es muss nicht auf der Stelle sein, weil es einfach passen muss. Es soll was werden was dann länger da ist als nur eine Woche. Jede Veränderung bringt einfach wieder extrem viel Unruhe. Gerade Laser ist sehr schnell aus der Ruhe zu bringen aktuell. Kaum ist irgendwas etwas anders ist wieder der Wurm drinnen bei ihr. Daher reite ich sie im Moment auch nicht, obwohl ich Schritt reiten dürfte. Aber sie ist im Moment einfach noch zu unentspannt. Ich hoffe, dass sie mit der Zeit ruhiger wird. Es wird sicher noch wochenlang dauern bis sie ganz angekommen ist. Die ganzen Tierarztbesuche waren sicher auch nicht hilfreich. Aber es hilft nun mal nichts.
Ich habe jetzt noch eine Woche Urlaub und danach werden wir den Stallalltag neben dem wirklichen Leben testen.