Weidemanagement
Die Pferde sind jetzt seit über einem Monat auf der Wiese. Zeit zum Durchschnaufen? Nur bedingt. Das Weidemanagement der letzten Wochen war nicht ganz einfach. Wir hatten extrem hohe Niederschlagsmengen in diesem Frühjahr. Es war eine enorme Herausforderung die Schäden am Boden möglichst klein zu halten. Es ist meine erste Weidesaison, ich bin noch am Lernen. Gelernt habe ich schon, dass es ohne Aufwand nicht geht. Die Weiden wollen gemanagement und gepflegt werden.

Die Flächen die ich als Weide nutze wurden vorher hauptsächlich gemäht. Der Pflanzenbestand ist für eine Mähwiesen optimal. Für eine Beweidung bei Nässe fehlen aber die Untergräser die eine dichte Grasnarbe bilden und damit Schäden am Boden verringern. Die Aufgabe für die nächsten Jahren ist es, den Pflanzenbestand auf den Weiden zu verändern. Es müssen mehr Untergräser in den Bestand. Ich werde mir passendes Saatgut besorgen und anfangen nachzusäen. Anfangs wurde das Regenwasser durch das wachsende Gras gut verwertet, mittlerweile ist das Gras auf der Wiese hüfthoch gewachsen. Der Bestand wächst jetzt aber nicht mehr weiter und nimmt daher kaum mehr Wasser auf. Daher bleibt der Boden nass wenn es viel regnet, weil das Gras das Wasser nicht mehr verwertet und der Boden schlecht auftrocknet weil keine Sonne durchkommt durch das hohe Gras. Trittschäden entstehen daher sehr schnell. Dennoch bin ich positiv überrascht, dass ich trotzdem noch keinen kompletten Acker habe auf den Wiesen nach diesen enormen Niederschlagsmengen obwohl meine Pferde jeden Tag auf der Wiese waren. Wenngleich teilweise nur für 1-2 Stunden bei extremen Schüttregen. Es war teilweise sehr schwer zu entscheiden wann und wie lange ich die Pferde auf die Wiese lasse. Wenn der Wetterbericht die ganze Woche Niederschlag meldet, dann kann das schnell zu Demotivation und schlechter Laune führen.
Hatte ich am Anfang der Weidesaison wo das Gras erst bierflaschenhoch war Angst, dass die Wiesen zu schnell abgefressen werden, hat sich das ganze mittlerweile ins Gegenteil verschoben. Durch die teilweise sehr kurze Weidezeit pro Tag weil es so nass war und das enorme Wachstum des Grases aufgrund der vielen Niederschläge hinken wir mit dem Abweiden hinterher. Ich habe im Moment eigentlich viel zu viel Gras. Ursprünglich geplant war, dass die Pferde auf jeder Weideparzelle im Frühjahr ca. 2 Wochen drauf sind. Dann wäre ich Mitte Juni mit dem ersten Aufwuchs durch gewesen. Derzeit sind wir aber nur im letzten Drittel der Parzelle 2. Diese wird noch ungefähr eine Woche reichen. Dann sind gerade mal 2 Parzellen beweidet. Dadurch, dass die Pferde jetzt länger auf den einzelnen Flächen sind, muss ich den vorderen Teil der Parzellen abzäunen damit die Pferde das neu aufwachsende Gras nicht wieder gleich abfressen. Ich habe außerdem wieder auf Portionsweide umgestellt, weil mir sonst zu viel Futterrest bleibt. Wie viel ich da nachstecken muss, muss ich auch erst ins Gefühl bekommen. Auf der ersten Weideparzelle hätte ich es ohne Portionierung versucht. Dann entstehen Geilstellen, sprich ich hatte in der Mitte einen großen Fleck den sie als Toilette benutzt haben. An dieser Stelle wurde das Gras nicht mehr gefressen. Stattdessen wurde das kurz abgefressene Gras wieder gefressen. Ich musste sehr viel nachmähen nachdem die Parzelle geschlossen wurde weil eben sehr ungleichmässig gefressen wurde.
4 der Parzellen wurden also noch gar nicht beweidet. Laut meiner derzeitigen Planung komme ich wohl bis Ende Juli aus mit dem 1. Aufwuchs. Dann ist das Gras aber schon sehr alt und holzig und wird nicht mehr gerne gefressen. Für die Flächen ist es zwar nicht schlecht wenn sie viel Ruhezeit haben. Zu junges und zu altes Gras ist aber auch nicht unbedingt gut für die Verdauung der Pferde. Nächstes Jahr werde ich wahrscheinlich weniger Fläche einzäunen. Ich werde demnächst auch die Weidezeit verlängern. Nachdem es jetzt halbwegs trocken und endlich frühlingshaft ist sind die Pferde im Moment 5-6 Stunden am Gras. Das möchte ich schön langsam steigern auf ganztags. Das Gras ist mittlerweile halbwegs alt genug dafür sodass keine Stoffwechselprobleme zu erwarten sind.

Es ist nicht immer einfach mit dem Gras. Diese Saison ist eindeutig eine Lernsaison. Es muss die Weideführung sowohl für den Pflanzenbestand als auch für die Verdauung der Pferde passen. Da bin ich im Moment noch nicht ganz so zufrieden. Anfang der Weidesaison hatten wir natürlich hohe Zuckergehalte im Gras. Daher habe ich die Weidezeit kurz gehalten. Dann kamen die vielen Niederschläge und kalten Temperaturen die das Gras auch nicht unbedingt so gut verdaulich gemacht haben, zumindest rein vom Gefühl her. Und jetzt ist es schon ordentlich verholzt was auch nicht optimal ist für die Verdauung. Insgesamt bin ich daher im Moment noch nicht ganz zufrieden mit meiner Weide und mit dem Gras. Vom psychischen Effekt für die Pferde ist sie natürlich sehr wertvoll, keine Frage. Pferde die aufs Gras dürfen sind einfach entspannter. Es ist schließlich ihre Natur. Rein von der Fütterung her ist es aber einfacher Heu zu füttern. Damit bekommt man eine gleichmässigere Verdauung.