Der Herbst und die Dunkelheit- Warum ich dennoch froh bin Eigenversorger zu sein

10.11.2022

Die dunkle Jahreszeit ist jetzt voll angekommen. Die Zeitumstellung hat das nochmal eindrucksvoll verdeutlicht. Ich bin der Dunkelheit und auch der Witterung im Moment natürlich nochmal mehr ausgesetzt als Selbstversorger ohne Halle am Stall. Ich bin wie die meisten nicht unbedingt ein Fan der dunklen Jahreszeit was das Reiten anbelangt. Verladen im Dunkeln und bei Regen macht natürlich nicht so viel Spaß. Das gebe ich gerne zu. Dennoch würde ich aktuell für nichts auf der Welt wieder zurück wollen in die Pensionspferdehaltung trotz Halle vor der Nase. Vielleicht ändert sich meine Meinung auch in ein paar Wochen. Wir werden sehen wie der erste Winter zu Hause wirklich wird. Ich stelle mich gedanklich auf das Schlimmste ein. 

Verladen in der Dunkelheit, nicht immer lustig aber möglich
Verladen in der Dunkelheit, nicht immer lustig aber möglich

Gestern hatte ich wieder ein langes Gespräch mit einer Pferdefreundin von mir die noch im alten Stall steht. Dort wo ich auch gestanden bin vor dem Umzug in die Eigenregie. Das Gespräch hat mich nochmal darin bestätigt, dass es richtig war meinen eigenen Stall zu bauen und dem Pensionsställen den Rücken zu kehren. Die Situation dort hat sich leider nicht verbessert. Ihr Pferd hat im Moment diffuse gesundheitliche Probleme wahrscheinlich ausgelöst durch Stress, weil einfach zu lange Fresspausen, wechselnde Herdenzusammenstellung, Auslauf auf zu wenig Platz für zu viele Pferde und vieles mehr. All die Dinge an denen wir in den letzten Jahren auch geknabbert haben. Ein Stallwechsel wurde von ihrer Seite auch schon mehrmals in Erwägung gezogen. Viele Ställe wurden von ihr schon besichtigt, aber überall gibt es ein Ausschlusskriterium wie kein befestigter Auslauf, keine ordentliche Trainingsmöglichkeit. In vielen Ställen gibt es keine Halle und man benötigt schließlich im Winter eine Halle zum Training der Pferde. Ein Fakt, den ich mir auch lange eingeredet habe. Gut, ich habe eine kleine Halle in der Nähe zur Verfügung für Notfälle. Zumindest theoretisch. Praktisch befürchte ich werden wir wahrscheinlich die Halle im heurigen Winter nicht so oft sehen, weil die Halle abends meist gesperrt ist für das Voltigiertraining und sie einfach so klein ist, dass ich viel lieber draußen reite, wenn es möglich ist. Natürlich wäre es geil eine große Halle zur Verfügung zu haben in der man im Winter gut arbeiten kann. Wenn ich darüber nachdenke wie es die letzten Winter war als ich im Stall mit Halle gestanden bin, kommt mir nur in den Sinn, dass die Halle oft abends überfüllt war oder Laser nicht fit war oder dass genau die Leute in der Halle waren denen man lieber aus dem Weg gegangen wäre. Der Winter war noch nie die Zeit in der ich große Fortschritte mit Laser gemacht habe. Somit mache ich mir im Moment keinen Stress deswegen. Ich bin zum Glück nicht ganz wasserscheu und kann, wenn es sein muss auch mal im Regen reiten. Ich habe ein bißchen Regenequipment aufgestockt, das kann auf keinen Fall schaden. Insgesamt bin ich der Meinung, dass aufgrund des Klimawandels die Winter derzeit bei Weitem nicht mehr so streng sind als sie es vielleicht früher waren. Ob man für ein halbwegs passendes Wintertraining immer zwangsläufig eine Halle braucht ist fraglich. Ich glaube, dass man mit einem sehr guten Allwetterreitplatz und der Bereitschaft sich dem Wetter auszusetzen in der heutigen Zeit auch schon ganz gut zurechtkommen kann. Vielleicht nicht ganz jeden Tag im Winter. Es wird auch Tage geben wo der Platz nicht benutzbar ist, aber über weite Teile denke ich werde ich zurecht kommen. Zur Not ist dann die kleine Halle da. Da muss ich dann halt zeitlich etwas flexibel sein und nicht unbedingt abends reiten wollen.

Was mir gestern auch extrem bewusst geworden ist aufgrund dieses Gespräches, ich bin zu Hause zeitlich viel flexibler und kann oft auch tagsüber mal schnell reiten. Natürlich auch dank meines Jobs mit viel Gleitzeit und einem hohen Homeofficeanteil. Ich kann im Moment wirklich gut und viel bei Tageslicht reiten was ich früher im Pensionspferdestall nicht konnte, weil einfach das Zeitfenster das ich untertags hatte zu kurz gewesen ist. Durch die Fahrtzeit von 20 Minuten einfache Strecke verliert man sehr viel Zeit. Im Stall waren dann oft noch zusätzliche Dinge zu erledigen, wie Heutoy stopfen oder Nachmisten, die die Stallzeit dann noch unnötigerweise verlängert haben. Schließlich fährt man kein zweites Mal am Tag nur wegen dem Heutoy stopfen in den Stall wenn der Stall nicht in unmittelbarer Nähe ist. Außerdem wollte ich weder am Vormittag in den Stall fahren, weil am Vormittag die Pferde Heu fressen sollten damit sie die lange Fresspause von Mittag bis Abends am Paddock gut überstehen. Nachmittags wollte man auch nicht hinfahren weil die Pferde ohnehin nur 5-6 Stunden im Winter draußen standen. Das wollte man auch nicht durch das Reiten nochmal verringern. Am Abend wollte man auch nicht zu früh dort sein, schließlich sollten die Pferde wieder Zeit haben Heu zu fressen nach der langen Fresspause bevor man sie arbeitet. Und dann wollte man abends aber nicht ganz zu spät zu Hause sein, weil man am nächsten Tag schließlich wieder früh raus musste. Wenn ich jetzt bewusst darüber nachdenke wie gebunden und unflexibel ich im Pensionsstall war, dann verzichte ich jetzt gerne ein paar Tage im Winter auf das Reiten, wenn es das Wetter nicht wirklich zulässt für die neue Flexibilität und die verbesserte Haltung meiner Pferde. Qualität vor Quantität sozusagen. Zumindest sehe ich das jetzt so. Wie es dann in Wirklichkeit wird kann ich erst im Frühjahr sicher sagen.

Mein Plan für die nächsten Wochen ist es einfach so viel wie möglich im Hellen zu reiten. Das wird nicht immer aufgehen. An manchen Tagen wird es auch das Flutlicht werden. An manchen Tagen reite ich vielleicht nicht, weil ich mich aufgrund des Wetters und der Dunkelheit nicht dazu aufraffen kann oder es gar nicht möglich wäre. Da arbeiten wir dann vielleicht zu Hause am Boden oder machen vielleicht auch mal Pause. Zumindest habe ich einen Plan.