Ernste Zeiten

16.03.2020

Wir haben im Moment traumhaftes Frühlingswetter und dennoch weht ein etwas anderer Wind im Stall. Leider hat das Coronavirus mittlerweile auch Auswirkungen auf unseren Stallalltag. Es gibt ein paar Regeln im Stall mehr in diesen Tagen. Dazu gehört auch, dass wir sozusagen Öffnungszeiten haben. Dh wir können nicht mehr jederzeit in den Stall fahren wenn es uns passt. Leider bedeutet das für mich dass ich wieder eher spätabends in den Stall fahren muss und das super Wetter nur am Wochenende ausnutzen kann wenn ich auch nachmittags Zeit habe. Es hilft nichts, es ist im Moment leider so. Hoffen wir, dass die Phase nicht zu lange dauert und die Verbreitung des Virus langsamer wird und die Auswirkungen nicht allzu gravierend. Im Moment fühlt sich das Leben eher wie in einem Hollywoodfilm an. 

Wie läufts derzeit im Training. 

Ich war jetzt über Wochen ziemlich verwöhnt weil einfach alles nur super und toll gelaufen ist. Laser war so locker wie noch nie, so konzentriert und einfach zu bedienen wie schon lange nicht mehr. Die Chiro hat ihr gut getan. Wir hatten vor 2 Wochen dann auch nochmal den Sattler da um kleinere Änderungen an der Polsterung des Dressursattels vorzunehmen. Auch das hat nochmal einen positiven Schub gebracht bis vor ca. 1 Woche. Da gabs dann wieder einen Rückschlag. Klemmig, empfindlich im Rücken, rechts nicht biegen und stellen wollen. Ich habe die ganze letzte Woche damit verbracht zu versuchen sie locker zu kriegen mit Massagen, Übungen und auch mit lösendem Reiten usw. Es wird besser aber es ist noch nicht wie vorher obwohl sie vom Rücken her wieder locker ist und auch das Genick ist halbwegs in Ordnung. Stellung und Biegung sind prinzipiell wieder möglich.

Frühlingszeit ist Gespensterzeit!

Die physische Losgelassenheit wäre wieder da, aber die psychische ist nicht ganz so vorhanden im Moment. Sie ist relativ unkonzentriert und schreckhaft im Moment. Es ist auch nicht jedes Mal gleich. Klar wir sind gestern wieder auf dem Reitplatz draussen gewesen, da waren wir schon lange nicht mehr. Prinzipiell hat sie sich gut benommen, aber sie musste trotzdem das eine oder andere Mal wieder glotzen. Das finde ich nicht ungewöhnlich weil wir heuer erst einmal vorher am Platz waren. Alarmierend finde ich derzeit eher das Alltägliche, wie z.B. nur beim übern Hof führen, da schaukelt sie sich im Moment immer wieder hoch, reagiert schreckhaft wenn nur das leiseste Geräusch irgendwo zu hören ist. Natürlich Frühlingsgefühle, Fellwechsel, eventuell wieder Wachstumsschub, da bin ich mir auch nicht so sicher, ob nicht wieder was kommt. 

Trotzdem glaube ich, dass es zusätzlich eine körperlich Ursache hat. Ich tippe auf den Magen. Mir kommt vor, die Heumenge wurde wieder etwas reduziert. Die Pferde stehen auch 6 Stunden am Paddock ohne Fressen. Es kann vielleicht auch mal ein paar Minuten länger sein. Das Alles ist natürlich nicht ganz ideal. Noch dazu kommen jetzt eben die Öffnungszeiten im Stall, sodass man nicht einfach mal in der Früh oder am späten Nachmittag rüber fahren kann um zu beobachten wieviel Heu wirklich gegeben wird und vielleicht dagegen steuern.

Ich werde versuchen erstmal ein Magenfutter zu ergänzen für 2-3 Wochen um zu schauen ob eine Besserung eintritt. Der Spuk hört dann im Normalfall von alleine auf wenn die Pferde wieder angeweidet werden, weil dann die Fresspausen kürzer werden. Das dauert aber noch ein paar Wochen, somit möchte ich jetzt schon versuchen gegenzusteuern. Dass das alles nicht ideal ist ist mir bewusst. Die Zeitspanne im Frühjahr bevor es auf die Weide geht war auch im alten Stall problematisch. Sogar noch ärger. Da hatten wir mit den selben Phänomen zu kämpfen. Einen Stall zu finden wo alles so ist wie im jetzigen Stall und diese Phase im Frühjahr besser ist, ist in dieser Gegend aussichtslos. Somit liegt es an mir selbst diese Zeit jetzt bestmöglich zu überbrücken. Die ersten Schritte wären jetzt zu versuchen Magenfutter anzuwenden und größerer Mengen an Mash und Leinsamen, das sie derzeit sehr sehr gerne frisst. Ich werde es mit Kamillentee anrühren. Und zu schauen dass sie zumindest über Nacht genug Heu hat. Stroh wäre eigentlich genug vorhanden in den Boxen. Somit sollte zumindest die Zeit in der Box theoretisch kein Problem sein. Mehr kann ich im Moment ob der Umstände mit dem Coronavirus nicht machen. Natürlich bin ich etwas deprimiert darüber. Aber ich verspreche mir schon eine Besserung mit den Massnahmen. Wahrscheinlich werde ich diese Woche auch nicht komplett voll trainieren sondern versuchen sie locker zu bewegen sodass sie nach Möglichkeit noch losgelassener und entspannter wird. 


Wichtig ist, dass wir und unser Umfeld die nächsten Wochen gesund und munter überstehen und vielleicht unseren derzeitigen Lebensstil etwas überdenken. Dazu haben wir in den nächsten Wochen wahrscheinlich genug Gelegenheit. Darüber nachzudenken was wirklich wichtig ist im Leben.