Gras ist nicht Gras- Die Fütterung unter die Lupe nehmen

20.07.2020

Die letzten Wochen waren für mich wieder sehr lehrreich. Nachdem allmählich wieder Entspannung im Stall eingetreten ist, hat sich Lasers Trainingsmotivation trotzdem nicht gebessert. Ich habe weiter analysiert und bin auf Probleme in der Fütterung gestossen.  Ich habe gemerkt, dass ein Pferd das 5 mal die Woche geritten und trainiert wird genug Energie und Mineralstoffe braucht damit es entspannt und motiviert laufen kann. Das sollte eigentlich in der Weidesaison kein Problem sein. Weidegras hat viel Energie und auch einiges an Mineralstoffe.

Anstoss war, Laser´s Durchhänger in den letzten Wochen. Es hat mich sehr geärgert weil es bis dorthin wirklich so gut gelaufen ist. Ich wollte es einfach nicht wahrhaben, dass mehr oder weniger von einem Tag auf dem anderen nichts mehr zu gehen schien. Keine Energie im Pferd, die Hinterhand inaktiv, der Rücken wieder bretthart. Man rätselt herum was es sein könnte, vom nassen Wetter bis hin zur Rosse kommt man auf alles und findet dennoch keine wirkliche Ursache und Lösung. Zum Schluss wird dann die Fütterung mal näher unter die Lupe genommen. Erst zum Schluß, weil theoretisch sollte es ja passen: Tagsüber Weidegang, morgens und Abends Heu und etwas Hafer. Sehr hochwertiges Mineralfutter im Mash bekommt Laser auch 3-4 mal wöchentlich. Eigentlich reicht das doch. Aber nur eigentlich.

Analysiert man genauer stellt sich heraus, dass das Pferd mit seiner Herde schon tagelang auf einer relativ abgefressenen Weide steht wo nur mehr wenig kurzes Gras drauf ist. Das Heu das morgens und abends gefüttert wird ist Ende der Blüte gemäht worden und somit auch kein Energielieferant. Das später gemähte Heu passt ja grundsätzlich gut zum energiereichen Weidegras dazu, wenn denn genug Gras gefressen werden könnte wenn auf der Weide genug Gras stehen würde.

Hätte, wäre, wenn....... Ja ja da sind wir wieder. Auf dem ersten Blick alles hui, wenn man genauer hinsieht pfui. So nach dem Motto. Für den Freitzeitmuli der 1-2 mal die Woche rumcruist reicht die Fütterung aus, der soll ja schließlich nicht zu fett werden. Aber selbst der schläft im Moment beim Gehen fast ein. Für ein Pferd das in der Ausbildung steht und 5 Tage die Woche konzentriert arbeiten soll ist es allerdings definitiv zu energiearm. Damit hatte ich die Erklärung glasklar vor mir warum Laser grade wieder so einen Einbruch hat.

Also erstmal die Mashdosis erhöht, auch etwas Getreide ins Mash, mehr Heu, mehr Mineralfutter und zusätzlich Magnesium und siehe da Laser läuft wieder innerhalb von wenigen Tagen. Zu allem Glück wurden die Pferde endlich auf einen neue Weide gestellt wo frisches Gras draufsteht. Natürlich wäre es ein leichtes einfach die Haferration anzuheben. Ich habe auch lange darüber nachgedacht. Problem ist nur, dass kurze abgefressene Gras enthält enorm viel Zucker. Würde ich dann den Getreideanteil eklatant anheben, würde das bedeuten dass auch mehr Stärke ins Pferd kommt. Stärke und Zucker säuern aber stark. Ein übersäuertes Pferd läuft genauso nicht, wie eins das keine Energie hat. Daher wäre dies kontraproduktiv. Es kommt nur zu gesundheitlichen Problemen. Da Laser ohnehin ab und zu etwas mit dem Magen zu kämpfen hat, ist die Haferration anheben ohne auch die Menge an passendem Grundfutter dazu erhöhen das Blödeste was man machen kann in dieser Situation. Das Problem hat sich glücklicherweise von alleine gelöst, weil die Pferde endlich auf eine frische Weide gekommen sind. Gutes Gras in ausreichender Menge gibt genug Energie. Zusätzlich noch mehr Mineralfutter um alle Defizite wieder auszugleichen und das Pferd läuft wieder locker und zufrieden. Da wundert man sich im Nachhinein nicht mehr warum der Mineralleckstein, den sie zusätzlich noch gegen Langeweile in der Box hängen hat auf einmal binnen 14 Tage aufgeschleckt war obwohl er schon über ein halbes Jahr dort hing. Minerallecksteine sind eine reine Beschäftigungstherapie. Der Bedarf an Mineralstoffen kann alleine damit nicht gedeckt werden. Spurenelemente sind in Lecksteinen gar nicht enthalten. Auch im Futter sind zu wenige enthalten. Sie müssen unbedingt ergänzt werden. 

Der Beitrag soll dazu beitragen sich mit der Fütterung des vierbeinigen Partners mehr zu beschäftigen. Wir suchen 100 Lösungen und Ursachen warum unsere Pferde die gestellten Aufgaben ab und zu nicht lösen können, warum sie Phasen haben in denen gar nichts zu gehen scheint. Warum sie vielleicht Konzentrationsstörungen haben, dauernd angespannt und verspannt sind. Natürlich spielen da auch noch viele andere Faktoren mit hinein. Dennoch hat die Fütterung einen sehr großen Anteil darüber wie ausgeglichen und leistungsbereit unsere Pferde sind. Viel mehr noch, falsche Fütterung macht Pferde auf Dauer krank. Weder Mangelernährung noch Überversorgung sind gut. Im Pensionspferdestall ist das Thema Fütterung oft ein leidiges Thema wie man sieht passt es sogar in Ställen nicht die die besten Voraussetzungen und genügend Know How haben sollten. Ich glaube daher, dass wir uns selber als Pferdebesitzer mit dem Thema eingehend beschäftigen müssen und uns selber drum kümmern ob die Ration richtig ist oder nicht. Wir sollten Entscheidungen zu dieser wichtigen Thematik nicht den Stallbesitzern überlassen und uns dafür einsetzen, dass unsere Pferde optimal gefüttert werden und versorgt sind. Und das am besten 365 Tage im Jahr. Nur dann können wir ihnen auch was abverlangen.