(Rück)schritt

27.02.2020

Gerade im Moment arbeite ich Laser relativ viel im Schritt, oder für meine Verhältnisse viel. Das war nicht immer so. Mir waren die schnelleren Gangarten eindeutig lieber. Früher war der Schritt für mich nur zum Aufwärmen und zwischendurch als Pause. Effektiv gearbeitet habe ich im Schritt nicht. Auch im Schritt ordentlich reiten und Lektionen reiten kam jetzt so langsam durch das Suchen der Losgelassenheit in unser Reitprogramm und bewährt sich derzeit sehr gut.

Laser hat eigentlich einen verhältnismäßig guten Schritt wenn der Rücken locker ist. Am Beginn unserer Reitausbildung ist es ihr sehr schwer gefallen den Rücken im Schritt herzugeben. Sie war fest im Rücken, ein kurzer unelastischer schleichender Schritt war die Folge. Es war leichter sie im Trab zu Lösen und überhaupt vorwärts zu reiten. Im Schritt wirkte es immer so als würde sie gleich einschlafen. Das heben und vorschieben der Beine war Schwerstarbeit. Sie war sehr triebig. Ohne sie fast bei jedem Schritt zu treiben schien es kommt man nicht vom Fleck mit ihr. Erst seit einem dreiviertel Jahr beginnt sich der Schritt unterm Reiter bzw zuerst beim Longieren wieder besser zu entwickeln. Das hat sicher auch mit der körperlichen Entwicklung zu tun. Bis in den Spätsommer letzten Jahres war sie wirklich stark in der körperlichen Veränderung. Die Proportionen wechselten ständig. Mal war sie vorne etwas höher, mal hinten, mal rechts, mal links. Somit waren wahrscheinlich rein körperlich die Voraussetzungen für einen lockeren raumgreifenden Schritt gar nicht gegeben.

Letzten Herbst wurden auf einmal einzelne Tritte an der Longe wieder geschritten und nicht geschlichen. Dies hat sich auch schrittweise unterm Sattel entwickelt, sodass sie im Moment wirklich locker mit viel Raumgriff im Schritt schreiten kann wenn sie locker genug ist. Mit so einem Schritt kann man gut arbeiten. Man kann üben im wechselndem Rahmen reiten. Immer wieder mal Zügel aus der Hand kauen lassen einbauen und dann wieder langsam aufnehmen ohne den Takt zu verlieren. Man kann gebogenen Linien reiten in korrekter Stellung und Biegung und gerade bei der Biegung immer mal wieder ein Quäntchen mehr verlangen, sodass man dann auch an guten Tagen die Rippenbiegung (die es ja eigentlich nicht gibt, sondern die innere Schulter des Pferdes und damit das Vorderbein gehen ein kleines Stück zurück und führen so zur gewünschten Biegung) spüren kann. Man kann korrektes Schenkelweichen reiten ohne den Takt zu verlieren oder ein paar Tritte Schulterherein. Man kann in Außenstellung am Zirkel reiten. Man kann den Zirkel verkleinern und vergrößern. Im Schritt kann ich meinen eigenen Sitz besser schulen und Lasers Reaktionen darauf. Gerade deswegen ist die Schrittarbeit enorm wichtig für uns im Moment.

Zum lösen im Schritt nutze ich im Moment am Anfang der Reiteinheit oder Longiereinheit ganz gerne Schrittstangen. Im Schritt über Stangen reiten tut man eigentlich normalerweise selten. Meist nutzt man Trabstangen. Ich habe aber in den letzten Wochen wirklich feststellen können, dass es uns punkto Losgelassenheit und Takt enorm viel bringt auch Schrittstangen zu reiten. Ich hoffe, dass wir diese Lockerheit bald auch in die anderen 2 Grundgangarten hinein bringen. Im Trab sind wir dem Ganzen knapp an den Fersen vom Gefühl her, im Galopp haben wir noch einiges zu tun in nächster Zeit. Das ist auch gut, so wird es nicht fad.