Stallalltag in Zeiten wie diesen

19.03.2020

Seit ein paar Tagen läuft das Leben anders. Ruhig ist es geworden fast überall. Man versucht sich so gut es geht an die Vorgaben der Bundesregierung zu halten und verlässt das Haus nur mehr für wirklich notwendige Dinge. Einzige Ausnahme bei mir ist der tägliche Stallbesuch. Natürlich könnte man sagen, auch darauf kann mal ein paar Tage verzichtet werden, das Pferd steht ja in Vollpension. Das stimmt eigentlich und dennoch hat man einfach kein gutes Gefühl wenn man nicht zum Pferd fahren darf.

Es ist schließlich fester Bestandteil meines Lebens und gerade jetzt wo Laser vielleicht ein kleines Magenproblem hat ist es mir wichtig sie besuchen zu können und Maßnahmen zu setzen, dass es ihr bald wieder gut geht. Genauso geht es eigentlich fast allen Leuten in unserem Stall. Der Besuch beim Pferd ist fast jedem so wichtig, dass wir auch jetzt in Krisenzeiten nicht darauf verzichten wollen.

Verantwortungsvoller Umgang

Gerade in einem großen Stall wie dem unseren bedeutet dies das Hirn einzuschalten und mit Bedacht zu handeln in Zeiten wie diesen! Es gibt mittlerweile ein paar Regeln die es einzuhalten gibt. Das funktioniert je nach Personen mal mehr, mal weniger. Prinzipiell versuche ich dem großen Rummel so gut es geht auszuweichen. Man macht nur mehr das Allernötigste im Stall und schaut dass man dann wieder nach Hause kommt. Trotzdem ist es mir wichtig Laser auch etwas weiter zu bewegen, auch wenn wir gerade nicht voll am arbeiten sind. Ich arbeite mehr vom Boden. Gestern war ich eine Schrittrunde ausreiten. Bei dem Wetter eigentlich Balsam für die Seele und doch hat man ein komisches Gefühl. So viele Leute im Wald! Zu Fuß oder mit dem Rad. Teilweise erntet man erstaunte Blicke. Kann ich verstehen, manche Leute werden nicht verstehen warum man in Zeiten wie diesen reiten muss. Und trotzdem muss man ab und zu kurz raus. Die Ansteckungsgefahr beim alleine ausreiten ist nicht gegeben und ich bin nur Schritt gegangen, somit kann ich diese Handlung ab und zu ruhigen Gewissens vertreten.

Selber bin ich derzeit irgendwie gefangen zwischen wir müssen uns an alle Vorgaben halten und beginnendem Lagerkoller. Seit Freitag letzter Woche habe ich mein Leben massiv eingeschränkt auf das wirklich nötigste was außer Haus gehen anbelangt. Selbst die Zeit im Stall habe ich auf das nötigste beschränkt. Anfangs fand ich es angenehm, mittlerweile fällt es mir teilweise schon schwer. Es ist nicht so, dass man dringend was brauchen würde, aber irgendwie fühlt man sich schon wie ein eingesperrtes Tier im Zoo. Man hat zwar im Grunde alles was man braucht und dann doch wieder irgendwie nicht. Komisches Gefühl derzeit. Einerseits wünscht man sich, dass diese Ruhe und Zeit ohne Stress noch etwas andauert. Weil angenehm ist es im Moment allemal was das Stresslevel anbelangt. Morgens 15 min länger schlafen, ohne Stress in den Kälberstall, ohne Stress mit dem Hund kurz raus und dann ohne Stress daheim vor dem Computer setzen ist wirklich erholsam! Auch erledigt man Dinge im Haushalt die man lange vor sich hergeschoben hat. Man hat jetzt ja schließlich Zeit dafür. Das sind die guten Seiten an der Corona Krise. Andererseits ist es wirklich teilweise hart weil man im Grunde nichts tun kann außer zu Hause sitzen und in der Isolation zu arbeiten, mit dem Hund Runden drehen und abends zum Pferd fahren und das alles ohne viel Sozialkontakte.